Widmungsblatt, Querformat (12 x 8 cm), vermutlich entnommen aus dem Album amicorum eines unbekannten Studenten an der Universität Altdorf. Das einseitig beschriebene Blatt ist leicht eingerissen, kein Textverlust
Transkription
Dulcis nutricula senectutis, bona conscientia.
… Altdorphi m[ens] Apr[ril] A. C. ϹIϽ IϽ C LVI
Mauritius Hoffmann, Med. D. et P.P.
Ordin[arius] sui h(oc) t(empore) Decanus
Übersetzungsversuch:
Basis eines angenehmen Alters ist ein gutes Gewissen.
… (Universität) Altdorf im Monat April des Jahres 1656 nach Christus
Mauritius Hoffmann, Dr. med. und (öffentlich ordentlicher) Professor)
gegenwärtig Vorsteher der med. Fakultät
Personaldaten:
Moritz (Mauritius) Hoffmann wurde am 20. September 1621 in Finsterwalde in der Mark Brandenburg geboren. Da seine Eltern früh verstarben, nahm sein Onkel Georg Nößler, Professor der Medizin und Philosophie an der Universität Altdorf, ihn 1638 in seinem Altdorfer Hause auf. Bei ihm erhielt Moritz Hoffmann eine medizinisch-botanische Grundausbildung.
Ab 1641 studierte H. vor allem Botanik und Anatomie in Padua. Hier entdeckte er beim Sezieren eines Truthahns den sogenannten pankreatischen Gang, den Ausgang der Bauchspeicheldrüse in den Zwölffingerdarm.
Hoffmann präsentierte die Entdeckung seinem Gastgeber, dem bekannten Anatom Johann Georg Virsing, der den Ausgang, den Ductus pancreaticus dann auch beim Menschen nachweisen konnte und ihn „ductus virsungi“ benannte.
1644 nach Altdorf zurückgekehrt wurde H. im Jahr darauf Stadtphysikus. 1648 wurde er an seiner Heimatuniversität a.o. Prof. der Anatomie und Chirurgie, 1649 o. Prof. der Medizin und 1653 erhielt er als Nachfolger von Ludwig Jungermann den Lehrstuhl für Botanik und übernahm die Leitung des botanischen Gartens, des sogenannten „Doktorsgartens“. 1650 richtete er an der Universität ein „Theatrum anatomicum“ ein und veranstaltete dort 1655 die erste öffentliche Sektion. M. Hoffmann genoß als Hochschullehrer, Wissenschaftler und Arzt und Lehrer großes Ansehen, schrieb u. a. eine Dissertatio de procidentia uteri (1694). Er war insgesamt 23mal Dekan der medizinischen Fakultät und fünfmal Rektor. Während seiner Wirkzeit ließ er den anatomischer Hörsaal – sein „Theatrum anatomicum“ – mit ansteigenden Sitzreihen ausstatten, die „Winterung“ – ein beheizbares Gewächshaus bauen und dazu ein chemisches Laboratorium errichten.
Dreimal war H. verheiratet, hatte insgesamt 19 Kinder, von denen ihn nur 9 überlebten. Moritz Hoffmann starb in Altdorf am 22. April 1698. Ein Gedenkstein aus rötlichem Marmor in der Grufthalle erinnert an den bekannten und beliebten Wissenschaftler, der wie kaum ein anderer Hochschullehrer für seine Altdorfer Universität so Hervorragendes geleistet und viele Spuren hinterlassen hat.
Vgl. u. a. DBE,
Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte aller Zeiten und Völker / herausgegeben von August Hirsch; zweite Auflage durchgesehen und ergänzt von W. Haberling, F. Hübotter, H. Vierordt. – 2. Aufl. – Berlin [et al.] : Urban & Schwarzenberg, 1929-1935,
Will, Georg Andreas: Nürnbergisches Gelehrten-Lexicon : oder Beschreibung aller Nürnbergischen Gelehrten beyderley Geschlechtes nach ihrem Leben, Verdiensten und Schrifften, zur Erweiterung der gelehrten Geschichtskunde und Verbesserung vieler darinnen vorgefallenen Fehler / verfasset von Georg Andreas Will; Bd. 5 und Suppl.: fortgesetzt von Christian Conrad Nopitsch. – Nürnberg [et al.], 1755-1808,
Vocke, Johann August: Geburts- und Todten-Almanach Ansbachischer Gelehrten, Schriftsteller und Künstler : oder: Anzeige jeden Jahrs, Monats und Tags, an welchem jeder derselben gebohren wurde, und starb, nebst ihrer kurz zusammengedrängten Lebens-Geschichte und dem Verzeichnis ihrer Schriften und Kunstwerke / von Johann August Vocke. – Augsburg : Späth, 1796-1797,
Neue Deutsche Biographie (NDB). – Berlin, 1953ff,
Jöcher, Christian Gottlieb (Hrsg.): Allgemeines Gelehrten-Lexicon : darinne die Gelehrten aller Stände … vom Anfange der Welt bis auf ietzige Zeit … Nach ihrer Geburt, Leben, … Schrifften aus den glaubwürdigsten Scribenten in alphabetischer Ordnung beschrieben werden; Leipzig: Gleditsch, 1750-1751,
Allgemeine Deutsche Biographie / Herausgegeben durch die historische Commission bei der Königl. Akademie der Wissenschaften. – München [et al.] : Duncker & Humblot, 1912,
Will, Georg Andreas: Geschichte und Beschreibung der Nürnbergischen Universität Altdorf; Neudruck der 2. Ausgabe Altdorf 1801; Darmstadt 1975